Die moderne Geldtheorie

Modern Monetary Theory (MMT)

gilt als „neuer“ wirtschaftspolitischer Ansatz und ist gleichzeitig hoch brisant. Vielleicht haben Sie bereits darüber gelesen, denn in Fachjournalen rund um den Globus wird sie derzeit nicht nur ernsthaft diskutiert, sondern bereits auch teilweise angewandt.

Erfunden und praktiziert wurde diese Theorie bereits unter König Ludwig XIV. von John Law, einem schottischen Nationalökonomen, Bankier und Abenteurer. Nach dem Tod des sog. „Sonnenkönigs“ führte dies zum inflationären Zusammenbruch Frankreichs. Neuerdings genießt diese wiederentdeckte geldpolitische Idee insbesondere in den USA – aber auch in anderen Teilen der Welt – wieder einen hohen Rang.

Der Inhalt in Kürze: Regierungen mit eigener nationaler Währung sind gemäß dieser Theorie keinen Haushaltsbeschränkungen unterworfen.Sie können sich das Geld zur Finanzierung höherer Staatsausgaben durch ihre eigene Notenbank einfach selbst drucken. Wenn dabei zugleich die Zinsen unter null gedrückt werden, dann bekommt der Staat sogar noch Zinszahlungen über die Notenbank und verdient zusätzlich Geld durch Schuldenmachen. Kurzum: Je mehr Schulden, umso mehr Zinseinnahmen – kein Staat kann mehr Pleite gehen! Beispiel Deutschland: Sämtliche Laufzeiten deutscher Staatsanleihen von 1 – 10 Jahren haben derzeit einen Negativ-Zins. Das heißt: Anleger müssen dem deutschen Finanzminister jährlich noch „Lagerkosten“ für die an ihn ausgeliehenen Gelder bezahlen.

Mit den über Schulden finanzierten Staatsausgaben (ausgeliehen von der eigenen Notenbank) schiebt der Finanzminister die jeweilige nationale Wirtschaft an. Das Geld kommt unter die Leute, was für den Staat Steuereinnahmen bedeutet, die Löhne steigen und auch alles, was ein Wohlfahrtsstaat braucht, kann finanziert werden.

Die Geldmenge nimmt zu, damit steigen nicht nur die Löhne, sondern auch in Folge die Preise – das Rad dreht sich munter weiter. Lösungen also, die schon jetzt für hoch verschuldete Länder wie z.B. Italien und Griechenland ein idealer Ausweg wären. Die mit großer Mehrheit ins EU-Parlament gewählte, derzeitig sehr populistisch ausgerichtete italienische Regierungspartei geht bereits planmäßig gegen Brüssel vor, um – unabhängig vom sehr hohen Schuldenstand – neue Schulden aufzunehmen bei gleichzeitiger Steuersenkung für die Bevölkerung. Klingt nach Schlaraffenland, kurzfristig ja – mittel- bis langfristig nein.

Ähnliche Episoden sind bereits effektiv durchgeführt worden z.B. in Chile von 1970 – 1973 durch Salvador Allende, in Peru während der ersten Amtszeit von Alan García (1985 – 1990), in Argentinien unter Néstor Kirchner und später seiner Ehefrau Cristina (2003 – 2015). In Venezuela hält dieser Prozess seit 1999 unter Nicolás Maduro weiterhin an. Auch Donald Trump tendiert – noch nicht so deutlich – in eine ähnliche Richtung. Der neue, bereits bekannte demokratische Präsidentschaftskandidat, Bernie Sanders, ist ein offizieller Anhänger von MMT.

Nachdem die o.g. vier Staaten in sehr hohem Maße zusätzliche Schulden und damit weitere Haushaltsdefizite aufgebaut hatten, erfolgte der angestrebte Wirtschafts-Boom. Die Löhne stiegen (gestützt durch zusätzliche soziale Leistungen durch Anhebung des Mindestlohns) und die Arbeitslosigkeit ging zurück. Bald begannen die Preise in die Höhe zu schnellen und die Ergebnisse: In Chile 500% Inflation in 1973, in Peru 7.000% Inflation in 1990. In Argentinien lag die Inflation „nur“ bei durchschnittlich 70% in 2015 und in Venezuela dürfte die Quote rekordverdächtige 1 Mio. %(!) Unvorstellbar, aber wahr! Dies bedeutet eine tägliche Kaufkrafthalbierung der Landeswährung. Geld ist quasi nicht mehr nutzbar – als Ersatz können nur Auslandswährungen oder Tauschgeschäfte fungieren.

Diese Resultate zeigen ihre Wirkung in den Geldmengenerhöhungen. In Chile z.B. vervielfältigte sich die Geldmenge im Jahr 1973 um das 3,6-fache, in Peru in 1989 sogar um das ca. 7-fache und in Venezuela wuchs die Geldmenge innerhalb eines Jahres um das ca. 10-fache. Damit erhöht sich das Tempo, mit dem das Geld den Besitzer wechselt, man nennt dies die Umlaufgeschwindigkeit. Niemand will morgens Geld behalten, das schon abends wieder an Wert verloren hat.

Folge ist, dass solche Währungen an den internationalen Finanzmärkten rapide abwerten und die Bevölkerung mehr und mehr in fremder Währung bezahlt. Auch geldseitige Rücklagen können nur in Fremdwährungen oder alternativ in Sachwert-Anlagen getätigt werden.

Fazit: MMT wird mit ziemlicher Sicherheit in Kürze mehr und mehr (verdeckt) praktiziert werden aufgrund der hohen Schuldenstände einiger EU-Staaten. Dies führt kurzfristig zu einer verstärkten Geldvermehrung „für alle“ und damit einem kurzfristigen finanziellen Glückszustand. Das Langfrist-Ergebnis ist oben beschrieben.

Seien Sie also gewappnet, wenn Sie vom Finanz-Märchen durch „MMT“ hören und lesen. Viele Fachartikel spekulieren bereits darüber. Ziehen Sie Ihre eigenen Konsequenzen hinsichtlich Ihrer Anlagepolitik. Geopolitische Streuung und Sachwert orientierte Besicherung müssen Kernelemente von Langfrist-Rücklagen sein.